ENKS fordert die Übergabe Afrins an Assad-Regime

Pro-KDP Nachrichtenagentur Basnews

Der Kurdische Nationalrat (ENKS), Ableger der KDP in Syrisch-Kurdistan, fordert die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) auf, den Kanton Afrin an das syrische Assad-Regime zu übergeben.

Cedhan Elî, Vorstandsmitglied der ENKS, sagte im Interview mit der KDP-nahen Nachrichtenagentur Basnews Folgendes: "Es ist besser, wenn die YPG die Region Afrin an das Assad-Regime übergeben, denn sollte die Türkei die Region besetzen, wäre es fatal für die Kurden. Die Türkei plant die arabischen Flüchtlinge in der Türkei in Afrin anzusiedeln. Wenn man das alles in Betracht zieht, dann ist die Übergabe Afrins an das Assad-Regime der richtige Schritt." [1]

Und die gleiche ENKS behauptete letztes Jahr, es gäbe Geheimgespräche zwischen der PYD-Regierung und dem Assad-Regime, wo es um die Übergabe Afrins an das Regime ging. [2] Wichtig hier zu erwähnen, dass der KDP-Ableger ENKS lange Zeit gegen die PYD von der türkischen Erdogan-Regierung unterstützt worden ist.

Ibrahim Biro

Der ehemalige Vorsitzende der ENKS, Ibrahim Biro, forderte hingegen, dem Barzani-Beispiel von 1975 und 2017 zu folgen und zu kapitulieren, da die YPG in Afrin keine Chance auf Erfolg gegen die türkische Armee hätten. [3]

Zur Info: Im Jahre 1975 einigten sich der Iran und der Irak bei einer OPEC-Konferenz in Algier darauf, ihre Konflikte zu beenden und schlossen das Abkommen von Algier. Neben der Neuregelung der Grenze am Schatt al-Arab war es Teil der Vereinbarung, die Unterstützung der KDP durch den Schah vom Iran einzustellen, der dann die Grenze schloss. Damit verloren die Peschmerga von Molla Mustafa Barzani nicht nur ihren Nachschub, sondern auch ihre Rückzugsmöglichkeiten. Innerhalb kürzester Zeit beschloss Barzani zu kapitulieren. Die Kapitulation führte zu einer entscheidenden Niederlage der irakischen Kurden, mit der Folge, dass über 20.000 Kurden ums Leben kamen und weitere halbe Million aus ihrer Heimat in die Nachbarländer vertrieben wurden. Die Peschmerga wurden in der Öffentlichkeit von der Bagdad-Regierung gedemütigt. [4]

Am 16. Oktober 2017 kapitulierte Erbil-Regierung vor Bagdad. Die Kräfte Barzanis (KDP) und Talabanis (PUK) zogen sich weitgehend kampflos aus Kirkuk sowie aus über mehr als einem Drittel ihres Territoriums zurück. Anschließend wurde das Ergebnis des Unabhängigkeitsreferendums vom 25. September zurückgenommen, um mit der Zentralregierung in Bagdad in einen offenen Dialog zu treten. Bei der Volksbefragung hatten sich bei einer Beteiligung von 72 Prozent 92 Prozent der Wähler für einen unabhängigen kurdischen Staat im Nordirak ausgesprochen. Es war die größte Enttäuschung und Demütigung der irakischen Kurden nach 1975. [5]

Während der ENKS die Kapitulation oder die Übergabe Afrins an das Assad-Regime vorschlägt, leisten die Verteidiger Afrins, YPG/YPJ, einen historischen Widerstand. Trotz ihrer Übermacht konnten die türkischen Besatzertruppen und die mit ihr Verbündeten jihadistischen "FSA"-Rebellengruppen nach 18 Tagen keine großen Erfolge erzielen und mussten bisher hohe Verluste erleiden. An allen Fronten treffen die türkischen Besatzer auf erbitterten Widerstand der YPGY/YPJ. [6], [7]

Ismail Zagros, 06.02.2018

Einzelnachweise:

[1] ENKS: YPG Efrin'i Suriye rejimine versin
[2] “PYD, Afrin’i teslim etmek için gizli görüşmeler yapıyor”
[3] EFRÎN - Biro: Şêwaza parastina Efrînê şaş e
[4] Politische Identität-Ethnizität-Geschlecht / Selbstverortungen politisch aktiver MigrantInnen
[5] Barsani kapituliert vor Bagdad
[6] Newsticker zu den Angriffen auf Efrîn
[7] Heftiger Widerstand gegen Erdogans Militär