Das, was der Türkei unter der Führung von Recep Tayyip Erdogan im Jahre 2014 in Kobanê nicht gelang, versucht die türkische Regierung heute in Afrîn mit eigenen Truppen durchzusetzen. Bei der Schlacht um Kobanê gelang es den kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) mit US-Unterstützung die IS-Terrormiliz aus dem Kanton und später nahezu vollständig aus Syrien zu vertreiben. Seither arbeitet die türkische Erdogan-Regierung an der Schaffung eines neuen IS. Sie versucht nämlich Terrorgruppen wie Ahrar al-Sham, Nureddin al-Zengi, Jaish Al-Islam, Jaish al-Muhajireen wal-Ansar, Al-Qaida-Splittergruppen wie die Ahrar al-Sharqiya, Ex-IS-Terroristen, Ex-Muslimbrüder, Graue Wölfe, usw. unter dem Namen "Nationale Syrische Armee" zu vereinen.
Ankaras ursprüngliches Ziel, das Assad-Regime zu stürzen, ist schon lange kein Thema mehr. Die Türkei will mit aller Kraft die autonome „Demokratische Föderation Nordsyrien“ vernichten und setzt dabei auf die genannten dschihadistisch-terroristischen Rebellengruppen, die aus anderen Regionen Syriens nach Afrin verlegt und als Kanonenfutter in die Schlacht geschickt werden.
Auf dem Papier ist die Zeit des IS vorbei, in der Praxis schafft die Türkei einen neuen IS unter dem Fake-Namen "Nationale Syrische Armee". Ihre Namen ändern sich, jedoch nicht ihre Praktiken. Der Kampf gegen Dschihadismus/Faschismus ist nicht vorbei. Es ist heute größer als je zuvor. Man stelle sich vor, der größte Feind der NATO und der syrischen Dschihadisten, Russland, gibt der zweitgrößten NATO-Armee und ihren dschihadistischen Verbündeten, Türkei, den Luftraum über Afrin frei, um die kurdische Selbstverwaltung im Kanton Afrin, welche neutral zum Assad-Regime war, zu vernichten.
Dieser türkische Dschihad gegen die syrischen Kurden wäre ohne die Freigabe des Luftraums über Afrin für die türkische Luftwaffe nicht möglich gewesen. Für Erdogan ist Afrin nur ein Anfang. Hiernach will das türkische Regime die Stadt Manbij angreifen und „bis zur irakischen Grenze vorrücken“. Genau dort wollten die USA ursprünglich Grenzschutztruppen (SDF) für Syrien ausbilden. Damit würde Erdogan den US-Präsident Trump offen herausfordern. Der russische Präsident Putin tut das, was Erdogan immer von Trump gefordert hatte: Er lässt die Kurden zugunsten der Türkei fallen. Russland sieht die Streitigkeiten zwischen den USA und dem NATO-Staat Türkei gerne. Auf der einen Seite versucht Russland einen Keil zwischen der NATO und der Türkei zu betreiben, auf der anderen Seite benutzt Putin die türkischen Streitkräfte und ihre dschihadistischen Verbündeten, die kurdische Selbstverwaltung zu vernichten, ohne dabei die eigene Armee und syrische Regierungstruppen einsetzen zu müssen, was international sicherlich für großes Aufregen gesorgt hätte.
Ismail Zagros, 13.03.2018
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