Brexit-Folge: Rücken England und Türkei enger zusammen?

Theresa May und Erdogan. (Bildquelle: Spiegel Online)

Der Ausgang des Referendums zum Brexit wurde von vielen kurdischen Rechtspopulisten und "Diaspora-Nationalisten" gefeiert, weil Boris Johnson, der eine führende Rolle im Brexit-Wahlkampf gespielt hatte, angeblich der kurdischen Freiheitsbewegung positiv gesinnt war. Tatsächlich hatte Boris vor seiner Amtsübernahme im Mai 2016 den türkischen Staatspräsidenten Erdogan in einem Schmähgedicht als "Wichser" [1] bezeichnet und den Kampf der kurdischen  PKK und den Peschmerga-Kräften gegen den IS gelobt. [2]

Boris Johnson ist seit dem 13. Juli 2016 Außenminister im Kabinett der Premierministerin Theresa May. Als Außenminister hat er plötzlich ein großes Herz für die Türkei entdeckt und bei seinem Besuch in Ankara (Ende September 2016) behauptet, dass er selbst türkische Wurzeln hat und sein Urgroßvater der letzte Innenminister des Osmanischen Reiches war. Er warb in Ankara für eine "gigantische Handelsvereinbarung" zwischen dem Vereinigten Königreich und der Türkei. [3]

Nun folgen nach Worten auch Taten. Nach dem Brexit braucht England neue Partner außerhalb der EU. Premierministerin Theresa May ist als erste ausländische Regierungschefin von dem neuen US-Präsidenten Donald Trump empfangen worden. Dabei ging es natürlich um den Handel. Trump lobte den geplanten EU-Austritt der Briten und kündigte an, enge Handelsbeziehungen mit dem Königreich unterhalten zu wollen. [4]

Anschließend reiste Theresa May in den Erdogan-Staat. Dort hat sie nun gemeinsam mit Erdogan einen 100 Millionen Pfund schweren Handel vermittelt - über Kampfflugzeuge. Nach Gesprächen der Politiker in Ankara hätten sich Unternehmen beider Länder auf die gemeinsame Entwicklung von Kampfflugzeugen verständigt, sagte May. Zugleich bezeichnete sie die Türkei als einen der ältesten Freunde Großbritanniens. Laut Erdogan wollen beide Seiten das derzeitige jährliche Handelsvolumen von 15 Milliarden Dollar (14 Milliarden Euro) auf 20 Milliarden Dollar steigern. "Es ist der Beginn einer neuen und tieferen Handelsbeziehung", so die britische Premierministerin Theresa May. [5]

Ismail Zagros​, 28.01.2017

Einzelquellen:

[1] Boris Johnson reist nach Erdogan-Beleidigung zu Gesprächen in die Türkei
[2] London Mayor Boris Johnson: My Sympathies Are With The PKK And Peshmerga 
[3] Boris Johnson entdeckt sein Herz für die Türkei
[4]  Donald Trump trifft Theresa May: "Der Brexit wird fantastisch"
[5] May und Erdogan vermitteln Rüstungspakt