Ist der Bericht der RSF über Rojava ein Fake?

Ismail Zagros - Vor einigen Tagen veröffentlichte die RSF (Reporter ohne Grenzen) ein Bericht über die Lage der Pressefreiheit im syrischen Teil von Kurdistan. Die RSF behauptete bei dem Report, dass die PYD die Pressefreiheit in Westkurdistan bekämpft und mehrere Journalisten verhaftet oder entführt, um kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen.[1] Dieser Bericht der RSF wird mit Masoud Hamid, kurdischer Journalist aus Westkurdistan (Rojava), in Verbindung gebracht. Der Rojava-Experte Mutlu Çiviroğlu aus Washington interviewte diesbezüglich gestern Masoud Hamid.




Wer ist Masoud Hamid? 

Masoud Hamid ist ein unabhängiger kurdischer Journalist aus Qamishlo. Er ist der Chefredakteur der westkurdischen Zeitung Nûdem. Beim Qamishlo-Aufstand im Jahre 2004 wurde er aufgrund seiner Bilder und Berichterstattungen über Assads Verbrechen in Westkurdistan von dem Baath-Regime verhaftet und inhaftiert (hier). Nach drei Jahren Haft und Folter wurde er freigelassen. Massoud Hamid bekam 2005 für seine journalistische Arbeit eine Auszeichnung der Reporter ohne Grenzen (RSF).[2]

Bei dem nachstehenden Interview handelt es sich um eine sinngemäße Übersetzung aus dem Kurdischen ins Deutsche. Das Originalinterview ist hier abrufbar:
RojnamevanMesud Hamîd Raporta RSF Dinirxîne  

„Die Berichte über Westkurdistan (Rojava) und Syrien können lückenhaft sein, weil die Lage in Syrien generell schlecht ist. Die Lage in Rojava ist ähnlich. Es gibt viele Schwierigkeiten. Aber der Bericht der RSF über die Lage in Rojava ist unprofessionell und von der Wahrheit in Rojava sehr fern. Trotz aller Mängel der Asayish und politischen Parteien in Rojava ist die Lage von Rojava nicht so wie die RSF es schildert. Der Bericht der RSF ist politisch motiviert. Man kann sagen, dass der Bericht der RSF über Rojava vom journalistischen Stil sehr fern ist. Das sage ich als Journalist, als jemand, der der RSF sehr nahe steht. Mit so einem Bericht wollen sie Rojava wehtun, sowohl politisch als auch hinsichtlich der Pressefreiheit. Es stimmt, dass die YRA (Vereinigung der freien Medien) in Westkurdistan (Rojava) einseitig und unter dem Einfluss einer Partei ist. Ich habe die YRA des Öfteren kritisiert, aber sie haben zu keiner Zeit uns so groß bei unserer Arbeit behindert.“ 

„In Syrien werden Journalisten getötet, verhaftet, inhaftiert und verkauft. Die Lage in Rojava ist aber nicht so. Neulich wurde ein amerikanischer Journalist vom Baath Regime verhaftet. Um diesen Journalisten zu befreien, hat die Asayish gegen das Regime gekämpft. Bei dem Vorfall waren meine französischen und englischen Freunde hier bei mir. Dass sich die Kurden so für die Journalisten einsetzen, hatte uns sehr gefreut.“ 

„Diejenigen, die diesen Bericht geschrieben haben, sind Kurden-nah, das sind vielleicht sogar Kurden. Dieser Bericht wurde nicht hinterfragt, zurückgeschickt oder mit anderen wurde nicht darüber gesprochen. Dieser Bericht wurde von der RSF so veröffentlicht wie sie den erhalten haben.“

„In Westkurdistan (Rojava) gibt es politisch motivierte Verhaftungen, aber bezüglich der Pressefreiheit ist die Asayish meiner Beobachtung nach sehr vorsichtig, sie wollen nicht damit ihrem Namen schaden. Generell handelt die Asayish äußerst vorsichtig gegenüber Journalisten, weil sie die Empfindlichkeit, Wichtigkeit und die Bedeutung der Pressefreiheit wissen. Damit wollen sie auch zeigen und beweisen, dass sie in der Lage sind, den Schutz der Journalisten in den kurdischen Regionen gewährleisten zu können.“ 

„Die RSF sollte Kurden helfen, sie sollten Kurden zeigen, wie die Basis einer richtigen freien journalistischen Arbeit sein kann. Und nicht in dieser Art und Weise Kurden wehtun und zeigen, dass die Kurden den freien Journalismus nicht unterstützen.“

„Fälschlicherweise wird mein Name mit diesem Bericht in Verbindung gebracht, weil ich dieser Organisation nah bin und wirklich sehr gute Beziehungen mit ihr habe. Ich habe aber mit diesem Bericht überhaupt nichts zutun. Dieser Bericht ist politisch motiviert. Wenn ich so einen Bericht schreiben würde, dann auf der Basis journalistischer Grundsätze.“[3]

Ismail Zagros

Einzelnachweise: 

[1] How Kurdistan’s PYD Keeps Media and News Providers in Line
[2] RSF'nin Rojava raporu sahte mi?
[3] Rojnamevan Mesud Hamîd: Rapora RSF ya ser Rojava siyasî ye