Die Lage im Norden Syriens, Stand 11.06.16 |
A: Die USA bringen beide Seiten [YPG und "FSA-Rebellen"] zusammen. Die "Rebellen" im Raum Azaz schließen sich den Einheiten der Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) - ein Zusammenschluss von mehreren kurdischen, arabischen und assyrisch-christlichen Organisationen, in dem die kurdischen Volks- und Frauenverteidigungseinheiten YPG/YPJ das Hauptkontingent stellen - an und werden somit ein Teil der kürzlich ausgerufenen „Föderation Nordsyrien-Rojava“.
B: Pro-türkische "FSA-Rebellen" bleiben der Türkei treu und versuchen, bis nach Jarabulus zu marschieren, um Erdogans Traum zu erfüllen: Die Errichtung einer Pufferzone [Azaz-Al Rai- Jarabulus-Zone]. Die YPG ("SDF") nehmen zuerst Manbij ein und anschließend Al-Bab und verbinden über Umwege die kurdisch geprägten Kantone Efrîn, Kobanê und Cizîrê miteinander.
C: Nachdem der IS in Nord-Syrien erledigt ist, entfacht ein neuer Krieg zwischen den verfeindeten "FSA-Rebellen" und YPG/SDF-Kräften. Die Amerikaner halten sich raus. Es beginnt ein intensiver Kurden-Türken-Krieg in Rojava/Nordsyrien. Während die "FSA-Rebellen" von der Türkei unterstützt werden, können die Kurden mit Russlands Unterstützung rechnen [Im November 2015 schoss das türkische Militär einen russischen Kampfjet auf syrischem Boden ab. Es wäre die beste Gelegenheit für den russischen Präsidenten Putin, sich an der Türkei für den Abschuss des Kampfjets zu rächen]. Bekanntlich werden die Einheiten der YPG im Kanton Efrîn - aus Rücksicht auf ihre türkischen Freunde - von den USA nicht unterstützt.
Ich persönlich halte die Möglichkeit C am wahrscheinlichsten. Selbst im Falle von B ist ein neuer Krieg, meiner Meinung nach, vorprogrammiert. In diesem Zusammenhang sind die Aussagen von Abdulselam Mohammed Ali, Vertreter der größten syrisch-kurdischen Partei PYD in Moskau, sehr interessant, die auch teils meine Vermutungen bestätigen. Laut der russischen Nachrichtenagentur Sputnik sagte der PYD-Vertreter, die Einheiten der YPG/SDF würden nach der Befreiung der Städte Manbij und Al-Bab aus den Händen der IS-Terrormiliz eine Offensive auf die "Rebellen"-Hochburg Azaz starten. Dabei rechnet Ali auf russische Unterstützung. „Wir werden nicht nur westlich, sondern auch östlich von Efrîn, aus zwei Richtungen [Anm. d. Red.: pro-türkische "Rebellen" im Raum Azaz] angreifen. Russland wird uns dabei unterstützen. Die Amerikaner werden sich nicht beteiligen. Dort werden wir gänzlich von Russland unterstützt werden“[1], so der PYD-Vertreter in Moskau.
Ismail Zagros, 11.06.2016
Einzelnachweis:
[1] PYD: Pêwîst e, em Kurdistana Sûriyeyê ji Efrînê heta sînorê Iraqê bikin yek
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