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Der Volksaufstand von Qamislo



Der Aufstand von Qamishlo
Ismail Zagros - Seit März 2011 tobt in Syrien der Aufstand gegen den Machthaber Baschar al-Assad. Im Verlauf des Aufstands in Syrien haben sich die Kurden im Norden Syriens vom Assad-Regime befreit und die Kontrolle über den Großteil ihrer eigenen kurdischen Städte erlangt. Die Revolution und die Errungenschaften der Kurden heute in Westkurdistan sind aber nicht von heute auf morgen vom Himmel gefallen.Die Kurden leisten im gegenseits zu den arabischen Aufständischen, seit dem 12. März 2004 bis heute einen großen Widerstand gegen das Assad-Regime und haben sich auf die heutige Situation vorbereitet.

Der Aufstand von Qamislo

Kurz vor dem Beginn eines Fußballspiels am 12. März 2004 in der westkurdischen Großstadt Qamishlo zwischen der kurdischen Mannschaft al-Dschihad aus Qamishlo und der arabischen al-Futuwa aus der Stadt Dair al-Zaur wurde ein Massaker verübt. Bewaffnete arabische Baathisten und die syrischen Sicherheitskräfte schossen auf die kurdischen Fans im Stadion. Dabei starben acht Kurden.

Während in den internationalen Medien zumeist davon die Rede war, dass Auseinandersetzungen zwischen den Fans zweier Fußballmannschaften außer Kontrolle gerieten, zeigen Videoaufnahmen, berichten der Augenzeugen, kurdische Nachrichtenagenturen sowie Menschenrechtsorganisationen von einem politischen Hintergrund und einer geplanten Aktion.

Nach Berichten der Augenzeugen und der kurdischen Nachrichtenagenturen wurden aus Anlass des Fußballspiels zwischen der kurdischen Mannschaft al-Dschihad aus Qamishlo und der arabischen al-Futuwa der Stadt Dair al-Zaur bewaffnete arabische Baathisten mit Bussen in die westkurdische Großstadt gebracht.

Diese bewaffneten Araber, die mit Billigung des Provinzgouverneurs, des syrischen Geheimdienstes und des örtlichen Landrats skandierten vor dem Fußballspiel die Bevölkerung auf den Straßen von Qamishlo mit pro Saddam und anti-kurdischen Parolen, um die Bevölkerung zu provozieren. Vor dem Stadioneingang wurden die kurdischen Fans von den Sicherheitskräften gefilzt und kontrolliert, während die Fans der arabischen Mannschaft problemlos Messer, Schlagstöcke und andere Waffen ins Stadion brachten.

Auch im Anschluss an das Spiel skandierten die Fans der arabischen Mannschaft anti-kurdische Parolen wie »Saddam hat mit euch das Richtige gemacht«, »Euch erwartet ein zweites Halabja«, »Es lebe Saddam Hussein«, und bezeichneten die Kurden in Anspielung auf den Irakkrieg als »Verräter« und beleidigten die kurdischen Führer Mesud Barzani und Celal Talabani. Die kurdischen Fans antworteten mit Slogans wie »Lang lebe Kurdistan«.

Als dann ein Poster Saddam Husseins im Stadion entrollt wurde, kam es schließlich zu Auseinandersetzungen zwischen den Fangruppen. Die Polizei hatte sich zwischenzeitlich vor das Stadion zurückgezogen. Als die Ausschreitungen sich aber auch außerhalb des Stadions ausweiteten, griff sie ein. Sie schlichtete nicht, sie sollte auch nicht schlichten. Sie schoss auf die kurdischen Fans und tötete dadurch insgesamt acht Kurden. Hunderte von Schwer verletzten wurden in die umliegenden Krankenhäuser gebracht. Die syrische Polizei inhaftierte außerdem zahlreiche Kurden.

Das Pogrom rief bei der Bevölkerung Wut hervor, einen Tag später, am 13. März, gingen in Qamishlo zehntausende Menschen auf die Straßen, um die Ermordeten acht Kurden in der Qasimo-Moschee zu beerdigen. Der Trauermarsch war von allen kurdischen Parteien gemeinsam beschlossen worden. Die Sicherheitskräften des Assad-Regimes griffen ein, sodass es erneut zu gewaltsamen Auseinandersetzungen kam, obwohl die Regierung zuvor die kurdischen Parteien versprochen hatte, sich während der Durchführung der Beerdigung zurückzuhalten. Es kam zu einem großen Aufstand des kurdischen Volkes im Norden Syriens (Westkurdistan), der mehrere Tagen andauerte. Die kurdischen Demonstranten griffen zahlreiche staatlichen Gebäuden an. Die Sicherheitszentrale der Polizei, das Gebäude des syrischen Geheimdienstes, Zahlstellen für Strom und Wasser sowie der Sitz des Landrates wurden in Brand gesteckt. Die Demonstranten verbrannten syrische Fahnen und zerstörten die Büsten vom verstorbenen ehemaligen syrischen Präsidenten Hafiz al-Assad. Die staatlichen Medien in Syrien verhängten eine Nachrichtensperre. Es wurde keinerlei Nachrichten über die Ereignisse und deren Folgen von diesen Medien verbreitet. Der PKK-nahe kurdische Sender Roj-TV berichtete über die Ereignisse und spielte eine entscheidende Rolle bei der Mobilisierung der Kurden außerhalb Qamishlos, um den Widerstand von Qamishlo zu unterstützen.

Die Ereignisse dehnten sich auch auf die kurdischen Städte Amûdê, Dêrik, Dirbesiyê, Kobanê und Efrîn aus. Auch in diesen Städten gingen zehntausende Kurden auf die Straßen, um das Vorgehen der syrischen Sicherheitskräfte zu protestieren und sich wegen ihren Toten in Qamishlo zu beklagen. Die syrischen Polizeikräfte sowie bewaffnete Baathisten griffen auch dort die friedlichen Demonstranten an. Es kam zu massiven Zusammenstößen mit syrischen Sicherheitskräften. Wiederum zahlreiche Tote und Verletzte auf kurdischer Seite. Insgesamt waren mehr als 70 Tote und Hunderte von Schwer verletzten in den kurdischen Regionen zu beklagen. Die Anzahl der Toten und Verletzten wird allerdings wegen der unüberschaubaren Lage als Mindestzahl eingeschätzt. Die Versprechen zur Aufklärung der Ereignisse durch den syrischen Staat wurden bis zum heutigen Tage nicht eingehalten. Bis jetzt gibt es keine Aufklärung oder Verurteilungen.

Heute weht kurz hinter der türkischen Grenze auf den Regierungsgebäuden die kurdische Fahne. Kurdische Städte, Dêrik, Amûdê, Efrîn, Kobanî, Tirbesipî, Dirbesiyê, Serêkaniyê und Girkê Legê wurden innerhalb der syrischen Revolution seit Juli 2012 vom Baath-Regime befreit und befinden sich unter Kontrolle der kurdischen Volksverteidigungeinheiten YPG. Heute regiert sich das Volk selbst. Die Arbeiten für den Aufbau einer kurdischen Autonomie schreiten in allen Städten Westkurdistans, die vom Baath-Regime befreit wurden, auf Hochtouren voran. Die ehemaligen offiziellen Einrichtungen des Baath-Regimes werden sowohl in kurdischsprachigen Schulen als auch in Volksräte, Verteidigungskomitees, Kultur- und Jugendzentren, Stadträte, Gerichte umgewandelt. Die Kurden sind in den Polizeistationen, sie haben eigene Sicherheitskräfte, die das Volk gegen Angriffe von innen und außen verteidigen. Es ist nur noch eine Frage von Stunden, bis die Hauptstadt von Westkurdistan, die Stadt der Liebe und des Widerstandes Qamishlo, befreit wird.

Ismail Zagros, 13.03.2013

Weitere Quellen: Amude.net, IMK e.V. 

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