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Warum fordert die westliche Welt keinen unabhängigen Staat für die Kurden?


Ismail Zagros - Die Europäischen Staaten sowie die USA setzten sich dafür ein, dass Mazedonier, Kroaten, Slowenen einen eigenen unabhängigen Staat gründen können. Die UCK (Befreiungsarmee des Kosovo) wurde vorallem von Deutschland gegen die Serben unterstützt und aufgerüstet. Die Kosovaren genießen heute ihre politische und kulturelle Autonomie. Die ganze westliche Welt fordert neben dem Existenzrecht für Israel auch einen Eigenstaat für die Palästinenser. Aber die gleiche Welt ist stumm, wenn es um die Kurden geht. Wenn es sich um das kurdische Volk handelt, wollen die Türkei, Iran, Syrien, alle arabischen Länder, der Westen und auch Deutschland nicht, dass die Kurden einen eigenen Staat gründen.



Wer sind die Kurden?

Mit etwa 45 Millionen sind die Kurden eines der ältesten Völker im Mittleren Osten und das größte Volk der Welt ohne einen eigenen Staat. Seine Geschichte geht bis zu 5000 Jahren zurück und die Kurden lebten schon 4000 Jahre vor den Türken in dieser Region. Das Land der Kurden, Kurdistan, ist seit dem Vertrag von Lausanne 1923 in den Staaten Türkei, Iran, Irak und Syrien aufgeteilt. In der Türkei lebt etwa die Hälfte aller Kurden, die übrigen verteilen sich auf den Irak, den Iran, Syrien, Armenien und Aserbaidschan.

Warum fordert die Westliche Welt für die 45 Millionen Kurden nicht einen eigenen Staat?

Wenn es um einen eigenen unabhängigen Staat für die Kurden geht, wird in der Türkei von allen türkischen Politikern, Generalen und Organisationen Folgendes gesagt: „Wenn die Kurden einen Staat gründen, wird dies das zweite Israel im Nahen Osten werden.“ Das witzige ist, dass die Türkei als erstes muslimisches Land den Staat Israel anerkannte und das noch bevor Israel in die UNO aufgenommen wurde. Israel unterhält enge Beziehungen zur Türkei. Die Türkei bildet einen wichtigen Verbündeten für Israel in der Region. Zwischen der Türkei und Israel besteht seit 1983 ein zusätzliches geheimes Militärabkommen.[1] Das Abkommen zwischen Israel und der Türkei ist u. a. auch gegen die Arbeiterpartei Kurdistan PKK gerichtet. Im Kampf gegen die PKK ermöglichten Luftbilder der Drohnen aus Israel bisher Hunderte Militäranschläge auf PKK-Stellungen im Norden des Iraks. Mit Informationen von Drohnen tötete die türkische Luftwaffe allein in der vergangenen Woche sieben kurdische Guerillakämpfer der PKK. [2] Einmal schließt die Türkei mit Israel eine strategische Partnerschaft gegen die Kurden, dann dreht sie sich um und sagt, ein freies Kurdistan wäre ein zweites Israel, da dieser Staat genauso wie das kurdische Volk Dorn in den Augen der Türken ist. Außerdem wird Israel als einen Staat, der von den USA gegen den Islam aufgebracht wurde, betrachtet, da er die islamischen Heiligen Stätte wie die Kudüs (Jerusalem) und dem palästinensischen Boden unrechtmäßig besetzt. Wenn man all diese Thesen betrachtet, sieht man ein Bild, das Kurden und Juden als Feinde der Arabischen Welt darstellt. Weder die Türken noch die Araber sehen die Kurden nicht als wahre Moslems. Wie eins persischer Revolutionär und Religionssoziologe, Ali Schariati, sagte: „Die Kurden sind die Waisen des Islams.“ Und das obwohl über 80% der Kurden dem Islam angehören und unter den Kurden große islamische Persönlichkeiten wie Sultan Salaadin (1137 - 1193) gab, der die Araber und den Islam vor einem Niedergang durch die Kreuzfahrer schützte. Und das obwohl die Türken den Islam heute noch aus den Werken der kurdischen Gelehrten wie z.B. Seîdê Kurdî ( Bedî ûz-Zamân) lernen. Um den Präsidenten der Autonomen Region Kurdistan und den Vorsitzenden der Demokratischen Partei Kurdistan (KDP) im Nordirak, Mesud Barzani, in der Öffentlichkeit zu beschimpfen, bezeichnen sie ihn und den kurdischstämmigen irakischen Staatspräsidenten und Vorsitzenden des Patriotischen Union Kurdistan (PUK), Dschalal Talabani, als einen "Judensohn" oder als "Kollaborateure und das Werkzeug von Israel und Amerikaner". Den Kurdenführer und PKK-Vorsitzenden Abdullah Öcalan, der am 15. Februar 1999 durch eine Geheimdienstoperation, an der auch die israelische Mossad und die amerikanische CIA maßgeblich beteiligt waren, aus der griechischen Botschaft in Kenia heraus in die Türkei entführt wurde und seitdem in einem Gefängnisinsel namens Imrali in der Türkei gefangen ist, bezeichnen sie als einen "Armeniersohn". Der Ministerpräsident der Türkischen Republik, Recep Tayyip Erdogan, bezeichnet die Kurden immer wieder als Zarathustrier. In jedem Aspekt des Lebens macht die türkische Regierung ihren Hass gegenüber Kurden bemerkbar.

Nicht nur die Türkei äußert sich gegen einen Staat für das kurdische Volk, sondern auch der Iran, Irak und Syrien. Die Haltung dieser Staaten könnte man jedoch als "normal" betrachten, da sie das Land der Kurden, Kurdistan, besetzen und nichts anderes kennen, als das kurdische Volk zu unterdrücken.Für sie gilt immer noch, "ein guter Kurde ist ein toter Kurde" oder "ein guter Kurde ist jener, der mit seinem Sklavendasein zufrieden ist und sich nicht gegen die Unterdrückung erhebt".

Die ganze westliche Welt, die neben dem Existenzrecht für Israel auch für einen Palästinenser-Staat ist, ignoriert das kurdische Volk und will von einem Kurdenstaat nichts wissen. Nachdem die Imperialisten es geschafft haben, ein Israel zu gründen, dürfen die Kurden kein Zweites werden. Für sie bedeutet ein Kurdenstaat die Zerstörung des Gleichgewichts in der Region, sogar eine Gefahr für einen III. Weltkrieg. Dies ist die Meinung von vielen Intellektuellen und Politikern in Europa.

Es ist paradox, dass die europäischen Länder, die sich als Vertreter der Demokratie und Menschenrechte sehen und im Namen der Demokratie und Menschenrechte größenteils islamische Länder angreifen und in diese Länder einmarschieren, die Kurden, die von barbarischen Nachbarstaaten umzingelt und die einzig demokratische Kraft der Region sind, nicht unterstützen. Sie ignorieren die Bemühungen der Kurden als eigenständiges Volk mit seinen Rechten wie Kultur, Sprache und Identität, anerkannt zu werden, und sehen zu, wie das kurdische Volk in der Türkei, im Irak, in Syrien und im Iran ständig verfolgt, massakriert und vertrieben wird. Um mit Besatzern Kurdistans Geschäfte zu machen, opfern sie ein ganzes Volk. Aber wie soll die Demokratie in die Region kommen, wenn man den Kurden das Selbstbestimmungsrecht aberkennt? Denn die künstlichen Grenzen, die Kurdistan und das kurdische Volk in vier Teile trennen sollen, werden die Kurden niemals anerkennen. Es darf doch nicht wahr sein, dass auch noch im 21. Jahrhundert die Sprache, Kultur und Identität eines ganzen Volkes immer noch Opfer der wirtschaftlichen Interessen der EU-Staaten und den USA werden.

Ismail Zagros, 19.01.13

[1] Außenpolitik der Türkei, Wikipedia, 17.01.13
[2] Özgürlük Şehitleri Kervanına Katılan Yedi Yoldaşımız
[3] Haydar Isik, kurdischer Schriftsteller

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